Dass dieses Jahr Weihnachten auf einen Sonntag gefallen ist, muss wohl echtes Glück gewesen sein. Denn wenn man schon von seiner Familie so viele Kilometer getrennt ist, sollte man wenigstens zusammen mit Freunden den Abend verbringen. Und so haben sich Lukas, Johannes und ich auf den Weg nach Kunming zu Caro und Joshua gemacht, um gemeinsam Heiligabend zu feiern.
Leider bin ich direkt am Donnerstag Abend nach meiner Ankunft krank geworden und durfte die folgenden drei Tage mit einem fiesen Magen-Darm-Virus mehr oder weniger das Bett hüten. Richtig draußen war ich nur einen Tag, weshalb dieser Beitrag wohl weniger informativ ausfällt als geplant.
Kunming, auch bekannt als Stadt des ewigen Frühlings, hat mich wirklich beeindruckt. Wenn man nun schon seit vier Monaten das ewig graue Chengdu mit seinen unzähligen Hochhäusern gewohnt ist, erscheint einem Kunming wie eine idyllische Kleinstadt. Zwar ist Kunming mit seinen sieben Millionen Einwohnern natürlich kleiner als Chengdu, trotzdem wirkt die Stadt ganz anders. Man sieht kaum Hochhäuser, es ist ruhig, grün und vor allem nicht so menschengedrängt. Dazu kommt, dass Joshuas und Caros Wohnung direkt am sogenannten Green Lake liegt und Orte in Wassernähe, meiner Meinung nach, immer ihren ganz eigenen Charme haben. Auch das schöne Wetter hat mich beeindruckt, nachts war es zwar so kalt wie seit zehn Jahren nicht mehr (und in den Wohnungen gibt es natürlich keine Heizung), dafür können die Temperaturen tagsüber teilweise auf über 20 Grad klettern.
Das lockt natürlich auch die Chinesen aus ihren Häusern und so war am Green Lake immer einiges los. Dort gibt es beispielsweise einen Heiratsmarkt, auf dem meist die Großeltern oder Eltern versuchen für ihre Enkel bzw. Kinder einen passenden Partner zu finden. Auf den handgeschriebenen Schildern steht meistens das Alter, die Größe, etwas zum Aussehen sowie zur beruflichen und finanziellen Situation. In China ist sowas ganz normal, in Deutschland undenkbar. Schlendert man etwas weiter kommt man zu Gesangsvorstellungen oder Gruppentänzen, die meistens von lokalen Minderheiten geleitet werden. Die bunten Trachten und außergewöhnlichen Tänze sind sehr schön anzusehen und wenn man sich traut, darf man auch selbst mittanzen. Anschließend waren wir noch in einem Tempel, reist man in China etwas herum, stellt man allerdings schnell fest, dass jeder Tempel in China ungefähr gleich aussieht. Am Heiligabend selbst waren wir abends Italienisch essen (dieser traurige Moment, wenn alle Pizza futtern und du wehleidig an deinem grünen Tee schlürfst) und abends haben wir dann unsere Wichtelgeschenke verteilt und Spiele gespielt. Alles in allem dann trotzdem ein schöner Tag, auch für mich.
Am 25. Dezember ging es dann wieder zurück nach Chengdu. Schließlich feiert man in China kein Weihnachten und hat dementsprechend leider auch nicht frei. Für mich hieß das; wieder ab zur Uni und pauken, denn leider stehen die Abschlussklausuren vor der Tür. Auch wenn lernen mit Erkältung nicht das tollste ist, das Jahresende will mich gefühlt noch mal so richtig schön quälen. Silvester verbringe ich morgen mit Freunden bei mir zu Hause, es gibt ganz traditionell Raclette und wahrscheinlich zu viele Mojitos. In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Rutsch ins Jahr 2018!