Lange hat es gedauert, aber auch ich habe es letztendlich in Chinas Hauptstadt Peking geschafft. Und war überrascht, wie sehr mir die Stadt gefallen hat. Die Liste der Sehenswürdigkeiten ist zwar lang, aber eine 21,5 Millionen Einwohner Stadt kann wohl kaum schön sein oder? Und ob sie kann. Denn Peking hat von allem etwas: Geschichte, Kultur, Politik, Parks und Grünanlagen, kulinarische Spezialitäten und zu guter Letzt einen angenehmen internationalen Touch. Sechs Tage sind eine knapp bemessene Zeit, reichen jedoch aus um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu besichtigen und eine Ahnung vom hektischen Pekinger Großstadtleben zu bekommen.
Da ich wieder einen Nachtzug genommen hatte, kam ich morgens um 5:30 Uhr und dementsprechend noch etwas verschlafen in Peking an. Nachdem ich mein Gepäck im Hostel abgestellt und gefrühstückt hatte, entschied ich mich dazu zunächst zum Himmelstempel zu fahren. In meinem Hostel hingen an der Wand unzählige Poster mit allen möglichen Sehenswürdigkeiten, die man in und um Peking besichtigen konnte. Dazu gab es ein paar Infos, eine Wegbeschreibung, Öffnungszeiten sowie Eintrittspreise, sodass ich mich in den nächsten Tagen hauptsächlich daran orientierte. Aber zurück zum Himmelstempel (天坛), dieser befindet sich in einem riesigen Park und wurde während der Ming-Dynastie (1368-1644 n.Chr.) unter Kaiser Yongle (永乐) errichtet. Es ist die größte Tempelanlage Chinas. Das wichtigste Gebäude, die Halle der Ernteopfer (祈年殿) diente den damaligen Kaisern als Opferaltar. Wie der Name schon andeutet, wurden hier Opfer für den Himmel gebracht und für eine gute Ernte gebetet. Besonders morgens ist der Tempel wirklich wunderschön anzusehen, aber auch die Parkanlage drumherum ist einen Spaziergang wert. Im Park gibt es außerdem weitere interessante Bauwerke, wie die Fastenhalle (斋宫), die die Kaiser drei Tage vor der Opferungszeremonie zum Fasten nutzen.
Nach dem Himmelstempel ging es weiter in den Lama-Tempel (雍和宫). Dieser wurde ursprünglich als Residenz des Prinzen Yinzhen gebaut, 1744 aber in einen tibetisch-buddhistischen Tempel umgebaut. Es ist die größte Tempelanlage dieser Art außerhalb Tibets und besteht aus mehreren Innenhöfen und Hallen. Als wichtigste gilt die Halle des Unendlichen Glücks (万福阁) mit einer 18 Meter hohen Buddha-Figur im Inneren. Außerdem ist das Anzünden von Räucherstäbchen sehr beliebt, sodass ich nach der Besichtigung des Tempels selbst wie ein Räucherstäbchen roch.
Gegen Nachmittag ging es dann zum Hostel zurück um zu duschen und mich kurz auszuruhen, bevor ich dann abends Richtung Pekings größter Einkaufsstraße (王府井大街) zog. Dort kann man wunderbar bummeln und in einer kleinen Seitengasse findet man auch allerlei Essen. Sehr exotisches Essen – von Skorpionen, Kakerlaken, Tausendfüßler, Seepferdchen, Chamäleons am Spieß zu Tintenfischtentakelsuppe und gegrillten ganzen Vögeln. Da ich jedoch eher weniger probierfreudig bin, habe ich auch nichts davon gegessen.
Am nächsten Morgen ging es zu den zwei wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten Pekings, der Verbotenen Stadt (故宫) und dem direkt davor liegenden Tian’anmen-Platz (天安门广场). Dieser wurde durch das Tian’anmen-Massaker am 4. Juni 1989 weltweit bekannt, bei welchem Proteste der chinesischen Bevölkerung gewaltsam vom Militär niedergeschlagen wurden. Mittlerweile stehen auf dem Platz ein „Denkmal für die Helden des Volkes“, eine Gedenkhalle für Mao Zedong und sein Mausoleum, weshalb der Platz deutlich kleiner wirkt. Am nördlichen Ende befindet sich das Tor des Himmlischen Friedens (天安门), welches während der Ming-Dynastie (1368-1644 n.Chr.) unter Kaiser Yongle errichtet wurde. Am 1. Oktober 1949 rief Mao Zedong vor diesem Tor die Volksrepublik China aus.
Direkt hinter dem Tor des Himmlischen Friedens beginnt schließlich die Verbotene Stadt. Diese wurde ebenfalls während der Ming-Dynastie unter Kaiser Yongle gebaut und diente bis zur Xinhai-Revolution 1912 als Sitz des Kaisers. Hält man sich an den mittleren Weg, so passiert man zunächst mehrere große Höfe und Hallen bis man schließlich im Norden der Verbotenen Stadt zum Kaiserlichen Garten gelangt. Jedoch führen jeweils von den mittleren Innenhöfen zu beiden Seiten Wege in die östlichen und westlichen Teile der Verbotenen Stadt, welche wiederum aus kleineren Wegen und Hallen besteht. Insgesamt ist die Anlage wirklich sehr groß, sodass man mindestens vier Stunden einplanen sollte, wenn man annähernd alles entdecken möchte. An sich wirkte die Verbotenen Stadt auf mich in ihrer Größe zwar beeindruckend, jedoch sehen fast alle Gebäude gleich aus. Am interessantesten war meiner Meinung nach das Palastmuseum, denn viele der kleinen Hallen, auch Paläste genannt, werden mittlerweile genutzt um historische Funde wie Töpferware, Tonfiguren, Waffen, etc. auszustellen oder um über das kaiserliche Leben in der Verbotenen Stadt zu berichten. Der Kaiserliche Garten hat mit persönlich am besten gefallen. Von dort aus gelangt man schließlich zum Nordtor der Verbotenen Stadt und landet auch gleich am Eingang des Jingshan-Parks (景山公园).
Für nur einen Yuan Eintritt kann man den kleinen Berg in der Mitte des Parks erklimmen und hat von dort aus eine wunderschöne Aussicht über die Verbotenen Stadt sowie andere Teile Pekings. Ursprünglich war der Park privat, wurde jedoch 1928 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am höchsten Punkt des Berges befindet sich außerdem das Wanchun-Pavillon.
Über das Osttor des Jingshan-Parks ging es schließlich weiter zum Beihai-Park (北海公园). In der Mitte des Parks befindet sich ein großer See mit der Qionghua-Insel (琼花岛) am südlichen Ende. Diese besteht aus einem kleinen Berg auf dessen Spitze 1651 eine lamaistische Pagoda errichtet wurde, die schließlich auch zum Erkennungsmerkmal des Parks wurde.
Vom „nördlichen See“ (北海) gelangt man über den „mittleren See“ (中海) und dem „südlichen See“ (南海) schließlich zum Zhongshan-Park (中山公园). Insgesamt eine sehr schöne Route für einen ausgedehnten Spaziergang mit vielen kleinen Highlight zum Entdecken wie Tempel, Brücken, Hallen oder Gärten.
An meinem vierten Tag fuhr ich gleich morgens zum Sommerpalast (颐和园), der im Nordwesten Pekings liegt. Dieser wurde 1750 von Kaiser Qianlong erbaut, jedoch in den Jahren 1860 und 1900 kriegsbedingt zerstört und wieder aufgebaut. Der Sommerpalast zählt zu einer der schönsten Flecken in Peking, denn man kann nicht nur den Palast an sich besichtigen sondern auch entlang des davor liegenden Sees spazieren und eine Auszeit von der Großstadt nehmen. Ich habe mich dazu entschieden die U-Bahn zum Westtor des Palastes zu nehmen und von dort aus um den See zum Palast zu spazieren, so hatte ich den schönsten Ausblick. Insgesamt sollte man hier einen halben Tag einplanen, um genug Zeit zu haben alles zu entdecken.
Für meinen fünften und vorletzten Tag hatte ich einen Ausflug zur Großen Mauer geplant. Da dieser Ausflug etwas anders als geplant verlief, werde ich dazu die Tage allerdings noch einen eigenen Blogeintrag verfassen.
Meinen letzten Tag habe ich schließlich dazu genutzt auszuschlafen, frühstücken zu gehen und etwas in der Stadt umher zu spazieren. Wer jedoch noch nicht genug von Pekings Sehenswürdigkeiten hat, kann sich noch die Ming-Gräber (明朝十三陵) ansehen. Die Grabstätten zählen zu den schönsten weltweit, dort liegen 13 der 16 Kaiser der Ming-Dynastie begraben. Für mich ging es abends noch auf ein Bier in ein Brauhaus und abends schließlich mit dem Zug zu meinem nächsten Ziel.
Die sechs Tage in Peking sind wie im Fluge vergangen und ich hätte wirklich nicht gedacht, dass mir die Stadt so gut gefällt. Man fühlt sich zwar schnell in so einer großen Stadt wie Peking verloren, jedoch findet man durch die vielen Grünflächen und Parks immer einen Zufluchtsort vom Großstadtgetümmel. In kultureller Hinsicht gab es vieles zu entdecken und ich habe wohl an keinem Ort soweit so viel über China gelernt wie in Peking.
Toller Beitrag und super Fotos 🙂
Liebe Grüße
Nina
https://blueplanetbird.com/
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