Fünf Dinge an die ich mich in China wohl nie gewöhnen werde…

1. Der Verkehr

Ich schätze mal als Deutscher kommt einem der Verkehr in jedem anderen Land etwas chaotischer vor als daheim, gerade jedoch in asiatischen Ländern ist der Verkehr objektiv gesehen wirklich die reinste Katastrophe. China bildet da keine Ausnahme. Wozu es zum Beispiel überhaupt Ampeln oder Straßenschilder gibt, hat sich mir bisher noch nicht erschlossen, denn jeder fährt sowieso wie er möchte. Dazu kommt noch, dass hier auf den Straßen wesentlich mehr los ist als in Deutschland: LKWs, große Busse, kleine Busse, Autos, Mofas, Elektroroller, Tuktuks, E-Fahrräder und natürlich normale Fahrräder. Grade für die motorisierten Zweiräder scheint es hier aber schier keine Regeln zu geben. Es wird auf dem Gehweg gefahren, meist ohne Licht, oft mit meterhoher oder auch meterlanger Fracht, Schirme und Decken werden zum Schutz gegen Sonne, Regen oder Wind angebastelt und von der nicht vorhandenen Schutzkleidung möchte ich erst gar nicht anfangen. Selbst Helme sind hier quasi Raritäten. Und während bei uns der Fußgänger als wertvollstes Gut gilt, drückt hier der Autofahrer noch extra aufs Gaspedal damit dieser schnell von der Straße verschwindet. Bei grüner Fußgängerampel wohlgemerkt. Dazu kommt noch das schöne Geräusch von Dauergehupe, denn hier heißt hupen „Platz da, hier komme ich!“.

Auch nach acht Monaten habe ich mich noch nicht daran gewöhnt fast jeden Tag angefahren zu werden und das wird sich wahrscheinlich auch so schnell nicht ändern.

2. Stichwort Privatsphäre

Natürlich muss man bedenken, dass in China ungefähr 1,4 Milliarden Menschen leben und eine ausgeprägte Privatsphäre teilweise einfach nicht möglich ist, trotzdem gibt es ein paar gewöhnungsbedürftige Dinge, die ich unter diesem Punkt mal zusammengefasst habe. Chinesen sind es gewöhnt auf engerem Raum zusammengepfercht zu sein, sei es in Bussen, in der U-Bahn, am Bahnhof oder an touristischen Orten. Dass einem ein Chinese daher ab und zu buchstäblich am Po klebt, kann ganz schnell passieren. Ebenso wie angerempelt zu werden, wobei man von einer kurzen Entschuldigung nur träumen kann.

Darüberhinaus und wie auch schon des öfteren erwähnt, sollte man als Ausländer auch damit zurecht kommen angestarrt zu werden. Oder ungefragt fotografiert zu werden. Dieses Verhalten ist meines Wissens in jeder Kultur unhöflich, weshalb ich auch recht empfindlich reagiere, wenn jemand ungefragt ein Foto oder Video von mir macht. Und mittlerweile wird Der- oder Diejenige von mir auch immer auf Chinesisch darauf hingewiesen, dass man doch bitte fragen sollte wenn man ein Foto macht.

3. Die Hygiene

Damit meine ich zunächst allgemein die Sauberkeit oder eben Nicht-Sauberkeit von allem. Vieles kommt natürlich auch durch die ausgeprägte Luftverschmutzung, die schließlich die ganze Umwelt beeinflusst, aber beim Thema Putzen oder Saubermachen bräuchten die meisten vielleicht doch noch mal eine kleine Lehrstunde. Zwar sieht man massenhaft Straßenkehrer, Müllmänner und Putzfrauen, es ist und bleibt trotzdem irgendwie alles dreckig.

Wenn man die Esskultur einiger Chinesen sieht, bleibt das jedoch manchmal nicht verwunderlich. Im Restaurant werden Knochen und andere Essensreste einfach auf Tisch oder Boden gespuckt, Servietten werden ebenfalls einfach fallen gelassen. Aber auch außerhalb des Restaurants sieht es meistens nicht besser aus, Mülleimer sind gefühlt nur Dekoration. Dazu kommt, dass es hier normal ist auf die Straße zu rotzen.

4. Das Squatklo

Ich glaube dazu muss ich nicht viel sagen. Ich weiß nicht wer diesen Quatsch erfunden hat, aber wenn das Squat- oder Stehklo nicht eindeutig die unbequemste Art des Klogangs ist, dann weiß ich auch nicht. Und wirklich hygienisch ist es auch nicht, wenn man sich die Teile hier anschaut.

5. Das Wetter

Dieser Punkt ist zwar ortsspezifisch und ja ich habe mir Chengdu selbst ausgesucht, aber wie sehr mir das Wetter teilweise zu schaffen macht, hätte ich selbst nicht gedacht. Bis jetzt habe ich zwar ungefähr drei Jahreszeiten überlebt, mir graust es jedoch vor dem bevorstehenden Sommer. Als ich im September letztes Jahr ankam, waren es noch fast einen Monat über 30 Grad und extrem schwül. Ohne Klimaanlage konnte man quasi nicht überleben. Oder ich zumindest nicht, manche Chinese sind zu diesen Temperaturen noch im Pullover rumgelaufen. Anfang November ging es schließlich über einen sehr kurzen Herbst in den Winter über, quasi von ständigem Schwitzen zu ständigem Frieren. Denn hier gibt es keine Heizungen in den Wohnungen und so hatte ich teilweise kuschelige 10 Grad in meiner Wohnung. Die Temperaturen sinken hier im Winter zwar nicht so stark wie in Deutschland, dafür sorgt die hohe Luftfeuchtigkeit für eine Kälte die wirklich bis auf die Knochen zieht. Dazu kommt, dass das eigentlich eh schon immer bewölkte Chengdu im Winter noch etwas grauer wird und dadurch eine depressive Stimmung hinterlässt. Im März wurde es dann schlagartig warm und mittlerweile schwankt die Temperatur so zwischen 20 und 30 Grad. Klingt erst einmal ganz nett, nur sorgt die hohe Luftfeuchtigkeit jetzt schon für fast schon unerträglich schwüle Tage und durchgeschwitzte T-Shirts. Oh ja, ich kann den Sommer kaum erwarten.

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. frauke sagt:

    Sehr cool geschrieben 😉,! Da ich schon viel in Asien unterwegs gewesen bin – nur nicht in China – bin ich überrascht, dass es noch schlimmer geht 😅.

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    1. juliacxj sagt:

      Danke 😊 Ein Besuch ist China trotzdem definitiv wert! Ich denke diese Dinge stören einen nur wirklich wenn man länger hier lebt 😄

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  2. Ulrike sagt:

    Habe mich sehr amüsiert. Ich kenne China seit 30 Jahren und habe die großartige Entwicklung der letzten Jahre erlebt. Vielleicht liegt es daran, dass ich heute China als sehr sauber empfinde. Hockklos sind übrigens nicht nur in China weit verbreitet. Ich finde die viel hygienischer, da man dort auch nicht aus Versehen mit einer Klobrille in engen Kontakt kommt.
    Am meisten verwundert es mich, dass du das Gefühl hast, täglich angefahren zu werden. Das ist mir in all der Zeit noch nie passiert, auch nicht beinahe. Der Verkehr ist zwar ziemlich chaotisch, aber da der Verkehr nur langsam fließt, passiert relativ wenig.
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Zeit in China
    Ulrike

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    1. juliacxj sagt:

      In anderen Städten wird gemäßigter gefahren, das ist mir auch schon aufgefallen, aber in Chengdu steht man als Fußgänger definitiv ganz unten in der Verkehrsteilnehmer-Hierarchie 😄
      Dankeschön! 🙂

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  3. Ulrike sagt:

    Liebe Julia, danke für deine Antwort! Ich war gerade in letzter Zeit einige Male in Chengdu und kann deinen Eindruck nicht bestätigen.
    Ich habe bei meiner ersten Reise durch China auch so einige Schwierigkeiten mit edem Verkehr gehabt. Schnell merkte ich, dass es vor allem an zwei Dingen lag: Zum Einen war ich viel schneller als die chinesischen Fussgänger und Fahrradfahrer, zum Anderen war ich einfach zu sehr an deutsche Verkehrsregeln gewöhnt. Erst als ich lernte, mich mit meinem Tempo und Verhalten den anderen Verkehrsteilnehmern anzupassen und mich auch mehr auf meine eigenen Wahrnehmungen verließ als auf Grüne Ampeln, wurde es sehr viel entspannter,
    Eine chinesische Reiseleiterin hat mir vor ein paar Jahren den folgenden Witz erzählt: „Die Ampeln in Deutschland sind definitiv, die in Italien fakultativ und die chinesischen dekorativ.“
    一路平安

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